Zahlen, Daten, Fakten rund um den Tilapia
Hier werden Daten zusammengetragen zur Biologie, Verbreitung und Lebensweise, v.a. der beiden wichtigsten Tilapiaarten Oreochromis niloticus und Oreochromis mossambicus. Zusätzlich werden die wichtigsten Haltungsparameter benannt, für eine erfolgreiche Aufzucht dieser Afrikanischen Buntbarsche in Aquaponik– oder Aquakultursystemen.
Name
Oreochromis niloticus (Linnaeus, 1758)
Der lateinische Name Oreochromis bedeutet ungefähr “Goldener Barsch”. Im Englischen wird er als “Nile Tilapia” bezeichnet, im Französischen “Tilapia du Nil” und im spanischen Sprachraum kennt man ihn als “Tilapia del Nilo“. Die Namensgebung des Fisches bezieht sich dabei in allen drei Sprachen offensichtlich auf das Hauptverbreitungsgebiet im Nil.
Der Name Tilapia wiederum wird aus den afrikanischen Bantusprachen abgeleitet und bedeutet ganz einfach “Fisch”.
Der “Jesusfisch”
Immer wieder wird der Tilapia auch als “Jesusfisch” bezeichnet, offensichtlich in Anlehnung an die biblische Überlieferung der “Speisung der 5000”. In der entsprechenden Bibelpassage (Markus 6, 32-44) steht geschrieben: “darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt . . . Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten.” Diese Episode findet vermutlich am See Genezareth in Israel statt, in dem Tilapia traditionell befischt wird. Dennoch findet sich im Originaltext kein Hinweis auf eine spezifische Fischart und damit auch nicht auf eine Tilapia-Art.
Systematik
Die Taxonomie der Tilapien, d.h. die Einteilung der Fische in das wissenschaftliche System, ist recht kompliziert und einem ständigem Wandel unterworfen. Es wurden bereits mehr als 70 Tilapia-Arten beschrieben, wobei es in der Wissenschaft z.T. kontrovers diskutiert wird, ob es sich immer um “echte” getrennte Arten handelt. Die systematische Einteilung der Fische wird einerseits dadurch erschwert, dass die Arten sich manchmal sehr ähnlich sind und morphologische Merkmale sich oft überlappen; und andererseits, dass viele Arten sich in freier Natur untereinander kreuzen und natürliche Hybridformen bilden. Deshalb ist die taxonomische Zuordnung der Buntbarsche noch im Fluss und wird wohl nur durch weitere genetische Untersuchungen zu klären sein.
Die Gattung Tilapia wurde 1840 von Smith erstmalig beschrieben. Später wurde die Gattung – basierend auf dem Brutverhalten – aufgeteilt in die beiden Untergattungen Tilapia (Substratbrüter) und Sarotherodon (Maulbrüter). Letztere Untergattung wiederum stieg nach einer weiteren Revision wieder zur Gattung auf und wurde selbst unterteilt in die Gattungen Oreochromis (Berg-Buntbarsche) und Sarotherodon.
Obwohl der Name “Tilapia” strenggenommen für die meisten Buntbarsch-Arten gar nicht gültig ist, hat sich die Bezeichnung im wissenschaftlichen und kommerziellen Sprachgebrauch als Sammelbegriff allgemein durchgesetzt.
Natürliche Verbreitung
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Gruppe der Tilapias erstreckte sich über die Süsswassergebiete Afrikas (ausser Madagaskar) bis Palästina. Lediglich das nördliche Atlasgebirge und Südwest-Afrika wurden von den Barschen nicht besiedelt. Tendenziell war die Gattung der Maulbrüter Sarotherodon einst eher in Westafrika beheimatet, während die Gattung der Substratbrüter Tilapia eher im östlichen Afrika und dort v.a. in der Nilregion verbreitet war (El-Sayed, 2006). Durch den Menschen wurden die verschiedenen Buntbarsche über ganz Afrika weiterverteilt, so dass sich einzelne Arten (v.a. O. niloticus) inzwischen stark über alle Gewässersysteme hinweg ausbreiten. Mittlerweile finden sich Tilapien auch in ganz Süd- und Mittelamerika, sowie in Asien.
Maximale Grösse / Gewicht
Die maximale Grösse wird in der wissenschaftlichen Literatur mit 60 cm Körperlänge angegeben, das grösste publizierte Gewicht mit 4,3 kg (fishbase.org).
Maximales Alter
Der älteste Tilapia erreichte laut Literatur ein Lebensalter von 9 Jahren (fishbase.org).
Temperaturbereich
Der Niltilapia ist eine tropische Fischart und bevorzugt dementsprechend höhere Wassertemperaturen in einem Bereich von 31 – 36°C. Die oberen und unteren Letaltemperaturen werden in der Literatur mit 11-12°C und 42°C angegeben (FAO Factsheet). Fishbase.org nennt sogar eine Minimumtemperatur von nur 8°C.
Ernährung
O. niloticus aus der Gattung Oreochromis ist ein omnivorer “Grazer“, d.h. ein allesfressender “Weidegänger”. In seinem natürlichen Lebensraum weidet er v.a. den Aufwuchs auf dem Bodengrund oder anderen festen Oberflächen ab. Er ernährt sich dabei von allem, was er aufnehmen kann, das sind dann Aufwuchsorganismen, Algen, Pflanzen, verrottende Pflanzenteile, aber auch kleinere wirbellose Tiere, wie Würmer und Schnecken. (Nil-Tilapien sind also mitnichten reine Vegetarier, wie hin und wieder behauptet wird). Darüberhinaus hat der Tilapia auch noch die Fähigkeit entwickelt, im Wasserkörper schwebende Partikel, wie z.B. Phytoplankton und Algenflocken zu filtrieren und zu verwerten (FAO Factsheet).
Angehörige der Gattung Sarotherodon ernähren sich ebenfalls überwiegend von Phytoplankton, sind in ihrer Nahrungswahl aber deutlich selektiver. Speziell zu den jahreszeitlichen Planktonblüten in ihrem jeweiligen Heimatgewässer fressen die Fische oft ausschliesslich von einer einzigen, dann massenhaft vorkommenden Planktonalge. So bestanden z.B. Magenproben von Sarotherodon galilaeus im See Genezareth zu über 95% aus einer einzigen Algenart.
Vertreter der Gattung Tilapia (also z.B. T. mariae) hingegen fressen eher Makrophyten, d.h. grössere Wasserpflanzen. Dabei fressen die Fische aber auch zwangsläufig den Aufwuchs mit, der auf der Oberfläche der Pflanzen gewachsen ist. Dieser “biologische Rasen“, eine Mischung aus pflanzlichem und tierischem Plankton, Algen, Insekten und Fischeiern stellt dabei mit seinem Nährstoffreichtum einen wichtigen Nahrungsbestandteil dar.
Werden Tilapien in Aquakultur oder Aquarien gehalten, empfiehlt sich ein spezielles Tilapia-Futter. Herkömmliche Futtersorten, die oft für eine intensive Mast anderer Fischarten verwendet werden, sind meist nicht geeignet, weil der Fett- und Energiegehalt für die Tilapien viel zu hoch sind. Es droht eine chronische Verfettung der Leber und des gesamten Verdauungssystems. Ein gut geeignetes Futter ist z.B. dieses Futter, das auf eBay vertrieben wird: http://ebay.us/fZm6WF *.
Verdauungssystem
In Anpassung an das charakteristische Nahrungsspektrum der Tilapien hat sich evolutionär auch das dazu passende Verdauungssystem entwickelt. Der Verdauungstrakt ist relativ einfach und unspezialisiert aufgebaut: die sehr kurze Speiseröhre mündet in einen vergleichsweise kleinen, sackförmigen Magen, an den sich ein überdurchschnittlich langer, gewundener Darmtrakt anschliesst. Die Länge des Darmes kann dabei die Körperlänge des Fisches um das 7 bis 13 -fache übertreffen! (El-Sayed 2006) Ein derartig langes Darmsystem stellt eine Anpassung an die überwiegend herbivore (pflanzenfressende) Ernährungsweise der Tilapien dar. Da pflanzliches Material viel schwerer zu verdauen ist, als tierische Nahrung, muss der Nahrungsbrei eine längere Darmpassage zurücklegen, bis er von den Enzymen aufgeschlossen werden kann.
Biologische Besonderheiten
Tilapien weisen einige bemerkenswerte biologische Besonderheiten auf, die hier kurz angerissen werden:
– Tilapien können winzige Mikroalgen und Bakterien effektiv aus dem Wasserkörper herausfiltrieren, indem sie Wasser durch ihr Maul pumpen, wo diese Partikel dann von einem speziellen Schleim eingefangen werden, der in der Mundhöhle produziert wird.
– Niltilapia sind maulbrütende Buntbarsche. Geschlechtsreife Männchen graben eine Laichgrube, in die ein reifes Weibchen ihre Eier ablegt. Sofort nach der Besamung durch das Männchen nimmt das Weibchen alle Eier in ihre Mundhöhle auf, wo sie 1-2 Wochen erbrütet werden. In dieser Zeit nimmt das Weibchen keine Nahrung zu sich. Nach dem Schlupf schwimmen die Jungtiere aus dem Maul, werden aber noch einige Zeit von der Mutter bewacht. Bei Gefahr flüchtet die Brut wieder zurück in das Maul der Mutter.
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